Bei meiner Entscheidung für ein neues Mopped -es musste eine Reiseenduro sein- standen drei Marken zur Auswahl: Duc, Guzzi, Triumph. BMW und die Japaner kamen für mich nicht in Frage, weil charakterschwach
Mein Probefahrtbericht:
Ducati Multistrada 1200 - Der Audi unter den italienischen Motorrädern
Nicht nur weil Audi die Marke jetzt sein eigen nennt, habe ich nach der Ausfahrt auf der Vorsprung-durch-Technik-Reiseenduro das Gefühl, dass dies das passendere Motorrad für alle Fahrer bayrischer Dienstwagen ist, als es eine BMW je sein könnte. Die Multistrada ist vollgepackt mit elektronischen Assistenten wie ABS und Traktionskontrolle, der Fahrer kann zwischen 4 Mappings und 4 Beladezuständen wählen, es stehen also 16 Kombinationen zur Verfügung, in denen sich jeweils die Federbeinspannung und/oder die Entfaltung der Motorleistung ändert. Für einen 100-Kilo-Mann (inkl. Helm und Lederkombi) wie mich sollte man das Gefährt auf "Fahrer plus Gepäck" einstellen, damit es nicht zu früh in die Knie geht. Im Sportmodus entfaltet sie ihre Leistung vollständig, und die Fuhre tritt heftig an. Wenn man die Traktionskontrolle ausschaltet, kann man bis in den dritten Gang Wheelies zelebrieren. Aber selbst im "Urban"-Modus mit elektronisch geregelten 120 PS ist mir das Gefährt zu hektisch. Pluspunkt ist das Handling, das aus dem geringen Leergewicht, dem großen Lenkeinschlagwinkel und dem kurzen Radstand resultiert. Und: es gibt was auf die Ohren. Der 90-Grad-V2 ballert aus zwei serienmäßig kurzen Rohren.
Moto Guzzi Stelvio 1200 8V - das Charakterschiff
Wesentlich mehr Ruhe strahlt die NTX genannte, mit allem Tourenzubehör versehene Guzzi aus. Bassiges Brummen dringt durch den Helm, nach dem Anlassen schüttelt sie sich erstmal - was dem Guzzi-typisch quer eingebauten V2-Motor zu verdanken ist - um sich danach unspektakulär und begleitet vom Tickern der acht Ventile und dem Mahlen der Kardanwelle voran zu bewegen. Erstaunlich, wie behende sich der Dampfer selbst im Kölner Stadtverkehr dirigieren lässt. Fazit: Der Klang ist super, die Leistung entfaltet sich, als sei ein Knoten im Krümmer und auf langen Strecken würde sie mich einlullen. Ich will aber wach bleiben und Spaß haben.
Triumph Tiger Explorer - die pupsende Engländerin
Wenn man zeitlebens Motorräder mit nicht mehr als zwei Zylindern gefahren ist, nähert man sich diesem Motorrad eher vorsichtig. Nach dem Anlassen war denn auch meine erste Reaktion "Hm". Was danach folgte, waren anderthalb Stunden purer Fahrspaß. Lebhaft, aber nicht hektisch, gleichsam wie ein Tiger lässt sich die Tiger auf Autobahn und Landstraße bewegen, beherrscht sportive Kurvenhatz ebenso wie zügiges Kilometerfressen auf der Autobahn. Schaltung und Antrieb vermitteln Zuverlässigkeit und meine aufrechte, entspannte Position auf der erhöhten Sitzbank hätte ich stundenlang so aushalten können. Wenn nur dieses merkwürdige Auspuffgeräusch nicht wäre...
Nach meiner Rückkehr auf den Hof des Händlers überzeugte mich dieser allerdings, dass es mit einer Hurratüte aus dem Zubehör auch nach halbiertem 911er Motor klingen kann.
Die Entscheidung fiel letztlich zugunsten der Tigerlady.
Ich bereue es nicht.
^_^