Nachdem einer hier ausgiebig seine Egomanie pflegt und auch andere Disskussionen sich schon weit vom Thema entfernten, möchte ich auf selbiges zurückkommen und über meine „Anprobe der T1200“ berichten:
Gefahren bin ich eine XRT mit quasi Totalausstattung - für mich vom Design her die mit Abstand gelungenste Grossenduro am Markt - einfach schön gemacht.
Der erste Fahreindruck ist geprägt vom Fahrwerk und den elektronischen Einstellmöglichkeiten. Ohne wenn und aber, das Fahrwerk ist top. Je schlechter die Straßen werden, desto mehr kommt man ins Staunen, was die Technik leistet. Die Einstellerein haben dabei großen Einfluss auf das Fahrverhalten.
Die Bedienung ist nach kurzer Eingewöhnung kein Problem. Die Menüs sind logisch aufgebaut, so dass ich ohne einen Blick ins Handbuch alles gut gefunden habe.
Die Maschine fährt sich wendiger als meine EXP, vom Handling eher vergleichbar mit der 2017er 800er. Im Stand und beim Schieben habe ich aber die abgespeckten Kilos nicht wahrnehmen können. Auch das verstellbare Windschild ist eine bessere Idee, als ich es vorher gedacht hatte.
Als nächstes fällt der Sitz positiv auf, Polsterung und Sitzposition sind gegenüber meiner EXP nochmal einen Tick verbessert.
Den Quickshifter habe ich ausgiebig genützt - einfach toll.
Was mich aber total begeistert hat, ist das Licht. Ich fahre nicht oft und auch nicht so gern im Dunkeln, bei dem Licht der XRT (mit Kurvenlicht) könnte sich dass ändern. Und dass das Tagfahrlicht unverschämt gut aussieht, ist auch kein Geheimnis mehr.
Zum neuen Display ist schon alles gesagt, ich brauche es nicht - es ist aber kein Nachteil, neigungsverstellbar, immer top ablesbar und gut im Blickfeld.
Erfreulich unauffällig sind die Bremsen - soweit ich es testen konnte, einfach ohne Tadel.
Nicht überzeugt hat mich das schlüssellose Startsystem, schon weil ich nicht so recht wusste, wo ich den globigen Funkschlüssel hinstrecken sollte. Man muss über einen Schalter das Lenkradschloss lösen, danach mit dem Killschalter die Zündung einschalten, damit startet auch eine Art Startprozedur im Display, danach startet man mit dem dritten Schalter den Anlasser. Aber es funktioniert.
Was hat mir nicht gefallen? Die Kritik am PlayStation-Blinkerschalter kann ich voll und ganz nachvollziehen. Der Halter der Alukoffer geht optisch gar nicht. Sonst kann ich nichts bemeckern - aber halt, da ist ja noch das Herzstück eines Mopeds, der Motor.
Und gleich voran gestellt, der Motor läuft gut, er ist leiser geworden und dreht super leicht hoch, vielleicht fährt man auch deshalb unwillkürlich immer etwas mehr Drehzahl. Auf keinen Fall fehlt ihm Kraft, egal in welcher Drehzahl schieb der Motor super an. Aber trotzdem kann ich TED und einige andere Berichte hier verstehen. Der ganze Feinschliff ist nicht nur Segen sondern auch Fluch, denn der Charakter der ursprünglichen Tripeltriebwerke wurde diesem Motor wegentwickelt. Wie gesagt, er fährt sich gut, aber eher wie ein japanischer 4-Zylinder — für mich einfach etwas charakter- und emotionslos.
Zusammenfassend mein Urteil: Die T1200 ist ein vielleicht etwas zu perfektes Moped geworden. Meine Kaufentscheidung habe ich ersteinmal auf das nächste Jahr vertagt.