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Ausgeblendet

nach Barcelona auf der Electra Glide


enduro_drive

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414 kg aus 2018 stehen vor mir - München schönstes Wetter. Da steht die neue HD Electra Glide "Ultra Limited" im schicken schwarzen Kleid.

 

Was macht ein eher europäisch angehauchter Biker auf so einem Eisenhaufen?

 

Naja so ganz fremd ist mir die Harley Welt auch nicht. Von 2008 - 2014 stand eine XR 1200 als Zweitmotorrad in meiner Garage.

 

Des liebsten Freundes willen, erbarmte ich mich dessen gutes Stück nach Spanien ( Barcelona ) zu überführen. Urlaub auf den Balearen mit der Holden eh gebucht, eine schöne Anreise nehme ich doch gerne mit.

 

Warnend wurde ich telefonisch von meinem Freund Peter auf die technische Malässe eines "Transferproblems" hingewiesen. Offenbar überträgt der Eisenhaufen ungewollt und nicht vorgesehen Getriebeöl in den "normalen" Motorölkreislauf. 

 

Der Sache sollte sich Harley Davidson München annehmen, was auch Startpunkt der Reise nach Barcelona, Ende September,  war.

 

Ausgerüstet mit einem extra Liter Getriebeöl ( bei Harley haben die sagenhafte Preise dafür ) ging die Fahrt, über einige Umwege los.

 

Zum Technischen:

 

ausgestattet ist das Flaggschiff amerikanischer Ingenieurskunst mit dem "Milwaukee 8" Motor, der 164 NM auf die Kurbelwelle drücken soll. Ansonsten ist alles vorhanden, was für Geld und gute Worten zu bekommen ist - außer eine Traktionskontrolle. Da verweigert sich Harley weiter. Warum eigentlich?

 

Griffheizung ( tolle Lösung am linken Lenkerende ) Radio, Navi alles an Bord.

 

Erstaunlich intuitiv alles zu bedienen. Instrumente wunderbar klassisch, die "Bat Wing" Verkleidung Klasse, kaum Vibrationen am Helm ( am Integralhelm mehr als am Jethelm ).

 

Keyless Go aber Tank muss mit Schlüssel geöffnet werden - sehr gute Lösung.

 

Die nette Lade in der Verkleidung für's Handy aufladen - sehr gut.

 

Getriebe: hmmm sehr lange Schaltwege, diese Wippe ist auch nicht meins.

 

Nachdem München hinter mir liegt, geht es zügig auf relativ geradem Kurs mit Ziel Barcelona. Autobahnen meide ich weitestgehend, in den französischen Seealpen lege ich noch ein paar Extra Umwege ein :)

 

Wetter: 2 Regenschauer, ansonsten schönstes Spätsommerwetter.

 

Die Bestimmung des stattlichen Tourers ist die Langstrecke. Im innerstädtischen Bereich ist dieses Dickschiff eher ein Kraus. Bei den beiden Übernachtungen und den Parkmöglichkeiten wäre ein Rückwärtsgang oder Schiebehilfe nicht verkehrt gewesen. Solche Situationen lassen sich nicht immer vermeiden und bringen einen im wahrsten Sinne, "in Wallung".

 

Nehme ich jetzt noch eine Sozia und größeres Gepäck als zusätzliches Gewicht hinzu, wird ein solches Feature schon eher zum "Must have".

 

Zurück zum Fahreindruck:

 

Leider kämpft dieser famose Motor, was Sound und Fahreindruck betrifft, doch deutlich mit dem hohen Gewicht. Zügiges Überholen auf der Landstraße erfordert vorrausschauendes Fahren und den Wechsel in einen kleineren Gang. Bei Tempo 80 aus dem 5. nur mit Gasaufdrehen.... da muss die Gerade schon sehr lange sein.

 

Der 6. Gang ist ein reiner Overdrive.

 

Fahrwerk: klar auf amerikanische Verhältnisse ausgelegt. Bis Tempo 130 ist alles ok, danach kommt durch "dirt air" ( LKW Verwirbelungen ) schon etwas Unruhe ins Fahrwerk, alles aber gutmütig und gut beherrschbar.

 

Bremsen: die habe ich 2x mal voll "testen" müssen, Integral ABS ab 40 km/h im Betrieb, die volle Bremsleistung gibts aber nur dann, wenn Fuss und Handbremshebel betätigt werden. Wesentliche Unterscheidung zu anderen Integral ABS Systemen. Da funzt es ja über einen Hebel, entweder Hand oder Fussbremse.

 

Der Weg des Fusses von den Trittbrettern zur Fussbremse finde ich ellenlang. Ok man fährt ja eher gemütlich.

 

Trotzdem war ich doch überrascht welche Etappen pro Tag mit relativ gemässigter Fahrweise zusammenkamen und mal ganz ehrlich, das Dingen ist wirklich bockelbequem. 

 

Überrascht war ich, wie spielerisch leicht sich dieses 400kg Monstrum durch Kurven dirigieren läßt - entsprechende angepasste Fahrweise vorausgesetzt.

 

In Summe eine vergnügliche und sehr angenehme Fahrt.

 

Bei viel Lob auch ein wenig Schatten:

 

ich finde das gerade bei so einem schweren Motorrad eine Traktionskontrolle sinnvoll ist, zumal HD einen Preis von Ende 20k für die Kiste aufruft. Beim heraus beschleunigen aus engen Spitzkehren in den Seealpen und dem dort zu findenden Verschmutzungen oder Auswaschungen des Betons, gab es schon die ein oder andere Situation, wo sie mir hinten weg gegangen ist.

 

Der Lenker könnte noch etwas breiter sein, dann würde sie sich noch besser fahren.

 

Zur Transferproblematik: erste Messung des Getriebeölstandes bei 600 km dann nach 1.000 km dort 300 ml nachgeschüttet. Merkwürdig, hoffe HD findet für die Kunden schnell eine Lösung.

 

Fazit:

 

Ich kann die Faszination "Cruisen" durchaus nachvollziehen, zumal die Electra Glide noch akzeptable Schräglagen zuläßt. Der Motor macht auf einem leichteren Bike sicher noch deutlich mehr Laune und würde daher auf das Lametta der Electra Glide verzichten und eine Road King oder Street Glide wählen.

 

Schade, dass Triumph die Thunderbird nicht mehr anbietet - auch eine schöne Alternative.

 

Ich persönlich bleibe bei meiner TEX,  sie ist sicher nicht so hübsch und cool , aber für meine Bedürfnisse besser geeignet ist.

 

 

 

 

bearbeitet von enduro_drive
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